Unfallschutz ab 50: Was Sie jetzt wissen müssen

Eine neue Studie zeigt: Ältere Menschen werden bei Autounfällen dreimal häufiger verletzt als jüngere. Der Grund: Airbags und Gurte schützen nicht genug

Die Schutzsysteme in modernen Autos haben ein Problem: Sie sind für ältere Menschen nicht optimal eingestellt. Eine neue Studie der Unfallforschung der Versicherer (UDV) zeigt jetzt alarmierende Zahlen: Menschen über 50 haben ein bis zu dreieinhalbmal höheres Verletzungsrisiko bei Autounfällen als Jüngere. Allein im Jahr 2023 verletzten sich schätzungsweise 8.000 ältere Autofahrer und Mitfahrer schwer bei Unfällen.

Woran liegt das? Die Airbags und Gurte in heutigen Autos arbeiten immer mit voller Kraft – egal ob ein 30-Jähriger oder eine 70-Jährige am Steuer sitzt. Genau das kann zum Problem werden. Denn im Alter werden Knochen brüchiger und die Muskulatur schwächer. Was jüngere Menschen gut wegstecken, kann bei Älteren zu schweren Verletzungen führen. „Gurte und Airbags haben sich in den letzten zwanzig Jahren wenig weiterentwickelt“, erklärt UDV-Leiterin Kirstin Zeidler. „Sie retten unzweifelhaft Leben, sind aber besonders für die wachsende Gruppe Älterer nicht ideal.“

Frauen besonders gefährdet

Besonders auffällig sind die Geschlechterunterschiede bei Unfällen. „Auf dem Beifahrerplatz sitzen häufiger Frauen als Männer. Das Risiko für Beifahrerinnen ist fast doppelt so hoch wie für Beifahrer“, warnt Zeidler. Die Körpergröße spielt dabei eine wichtige Rolle: Kleinere Menschen müssen den Sitz oft sehr nah an die Instrumententafel schieben, um die Pedale zu erreichen. Bei einem Unfall kann das zu schweren Beinverletzungen führen.

Auch der Heckanprall trifft Frauen besonders hart. Selbst bei leichten Auffahrunfällen erleiden sie doppelt so häufig Verletzungen wie Männer – vor allem das gefürchtete Schleudertrauma. Die Schutzwirkung der Kopfstützen scheint bei ihnen weniger effektiv zu sein.

Das sind die wichtigsten Risikofaktoren:

Besonders gefährdet sindDarauf sollten Sie achten
BeifahrersitzSitz weiter nach hinten
Kleinere AutosGrößeres Modell wählen
Menschen unter 1,65mAbstand zur Airbag-Zone
Ältere über 50Moderne Assistenzsysteme
Leichte FahrzeugeAuf Crashtest-Ergebnisse achten
FrontalkollisionenAbstandswarner nutzen

Die Fahrzeugwahl spielt ebenfalls eine wichtige Rolle. Kleinwagen bieten deutlich weniger Schutz als größere Autos. Interessant sind die Unterschiede bei der Fahrzeugwahl: Frauen sitzen deutlich häufiger in Kleinwagen mit einem Durchschnittsgewicht von 1.305 Kilogramm. Männer bevorzugen größere, schwerere Fahrzeuge, die im Schnitt 1.434 Kilogramm wiegen. „Die UDV fordert Hersteller auf, Kleinwagen sicherer zu machen und die Kompatibilität größerer Fahrzeuge zu verbessern“, betont Zeidler.

Überraschende Ergebnisse vom Fahrersitz

Auf dem Fahrersitz zeigt sich ein überraschendes Bild: Hier gibt es zwischen Männern und Frauen keine statistisch bedeutsamen Unterschiede im generellen Verletzungsrisiko. Allerdings unterscheiden sich die Verletzungsmuster deutlich. Während Fahrerinnen aufgrund ihrer oft geringeren Körpergröße und der dadurch bedingten nahen Sitzposition häufiger Beinverletzungen erleiden, sind Männer öfter von Brustverletzungen betroffen.

Die gute Nachricht: Die Automobil-Industrie arbeitet an Lösungen. Neue Sensoren können künftig erkennen, wie alt die Insassen sind und wie schwer ein drohender Unfall wird. Die Schutzsysteme passen sich dann automatisch an: Bei leichteren Unfällen wird die Kraft von Gurt und Airbag gedrosselt. Das soll besonders Ältere besser schützen.

Auch die Testsysteme werden verbessert. „Die seit über 30 Jahren gebräuchlichen Crashtest-Dummys bilden die alternde Bevölkerung nicht ausreichend ab“, so Zeidler. Ein neuer, modernerer Dummy namens „THOR“ soll das ändern. Er kann die Belastungen für ältere Menschen besser messen.

Das können Sie selbst tun

Die Sicherheit beginnt schon beim Autokauf. Achten Sie besonders auf moderne Assistenzsysteme und lassen Sie sich im Autohaus ausführlich beraten. Die richtige Sitzposition ist entscheidend: Mindestens 25 Zentimeter sollten zwischen Brustkorb und Airbag-Bereich liegen.

Checkliste für Ihre Sicherheit im Auto:

Fazit: Die aktuelle Sicherheitstechnik in Autos hat bei älteren Menschen noch deutliche Schwächen. Wer über 50 ist, sollte daher besonders auf Schutzmaßnahmen achten. Die gute Nachricht: Die Entwicklung geht weiter. Künftige Autogenerationen werden sich besser auf die Bedürfnisse älterer Menschen einstellen können.