Immobilie als Altersvorsorge: Was Sie wissen müssen

Fast zwei Drittel der Deutschen zwischen 45 und 64 Jahren besitzen eine Immobilie. Doch selbst Hausbesitzer stehen im Alter vor Problemen.

Die gute Nachricht zuerst: Fast zwei Drittel (62,7 Prozent) der Deutschen zwischen 45 und 64 Jahren besitzen ein Haus, eine Wohnung oder ein Grundstück – und sind damit gut auf den Ruhestand vorbereitet. Das zeigt der am Mittwoch veröffentlichte Sozialbericht 2024. Mit Betongold fürs Alter haben viele Deutsche also schon mal nicht schlecht vorgesorgt.

Doch die Wissenschaftler des Deutschen Zentrums für Altersfragen (DZA), die die Daten ausgewertet haben, sehen auch Schattenseiten: Nicht jeder kann sich eine Immobilie leisten. In der Gruppe der armutsgefährdeten Personen besitzt beispielsweise nur jeder Dritte Wohneigentum.

Große soziale Unterschiede

Noch bedenklicher: Fast die Hälfte (46,4 Prozent) der armutsgefährdeten Befragten hat überhaupt keine private Vorsorge fürs Alter – weder Immobilien noch Geldanlagen wie Lebensversicherungen oder Aktien. In der Gesamtbevölkerung sind es immerhin „nur“ 13,9 Prozent, die so unvorbereitet in den Ruhestand gehen.

Immobilienbesitz nach sozialen GruppenQuote
Mit (Fach-)Hochschulreife71%
Mit Hauptschulabschluss51%
Höheres Einkommen82%
Armutsgefährdet30%
Ohne gesundheitliche Einschränkungen71%
Mit gesundheitlichen Einschränkungen52%
Quelle: Sozialbericht 2024

Und selbst wer ein Eigenheim besitzt, steht manchmal vor Problemen: Beim barrierefreien Wohnen etwa hinken Eigenheimbesitzer sogar hinterher. Nur 11,7 Prozent der 45- bis 90-Jährigen im Wohneigentum können ihr Haus und alle Wohnräume stufenlos erreichen. Bei Mietern sind es mit 21 Prozent fast doppelt so viele.

„Diese Befunde deuten darauf hin, dass auch Personen mit Wohneigentum unter Umständen in finanziell angespannten Verhältnissen leben. Auf aufwendige Umbauten zur Barrierefreiheit muss dann oft verzichtet werden“, sagt Sonja Nowossadeck, DZA-Ökonomin und eine der Autorinnen der Studie.

Wie sich das Haus zu Geld machen lässt

Doch wie können Hausbesitzer ihr Eigenheim auch als zusätzliche Geldquelle nutzen? Das ZEW – Leibniz-Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung hat verschiedene Möglichkeiten untersucht.

Die klassische Leibrente funktioniert wie ein Tausch: Das Haus wird verkauft, aber man darf weiter darin wohnen. Dafür gibt es entweder jeden Monat Geld oder eine große Summe auf einmal – oder beides. „Eigentlich ist das Geld ja da. Eigentlich hat man das ganze Geld über sein Leben angespart, nur das steckt eben in der Immobilie“, sagte ZEW-Ökonomin Dr. Karolin Kirschenmann im Podcast des Instituts.

Flexibler ist der Verkauf mit Nießbrauch: Auch hier wird die Immobilie verkauft. Man darf aber nicht nur drin wohnen bleiben, sondern kann sie später auch vermieten – zum Beispiel wenn man ins Betreute Wohnen umzieht.

Das Haus stückweise zu Geld machen

Beim Teilverkauf behält man die Kontrolle: Bis zu 50 Prozent der Immobilie können verkauft werden. Man wohnt weiter im ganzen Haus, zahlt aber für den verkauften Teil eine Art Miete.

Die vierte Möglichkeit ist die Umkehrhypothek: Dabei nimmt man einen Kredit auf das Haus auf und bekommt dafür regelmäßige Zahlungen. Zurückgezahlt wird erst nach dem Tod durch den Verkauf des Hauses – oder die Erben übernehmen die Immobilie samt Schulden.

Allerdings ist der Markt für solche Angebote in Deutschland noch klein. Oft gibt es Mindestanforderungen an den Immobilienwert, und die Produkte sind vor allem in begehrten Lagen interessant. „Mindeststandards für den Verbraucherschutz fehlen“, warnte ZEW-Ökonomin Kirschenmann.